Open Space vs. Akustik: Chancen und Herausforderungen moderner Büros

Offene Büros liegen im Trend. Immer mehr Unternehmen setzen auf Open Space Konzepte, um Zusammenarbeit zu fördern, Flächen effizient zu nutzen und Hierarchien abzubauen. Was auf den ersten Blick wie die perfekte Lösung wirkt, birgt jedoch eine zentrale Herausforderung: Akustik. Dort, wo Kommunikation erwünscht ist, entsteht oft Lärm – und genau dieser Lärm wird schnell zum Produktivitätskiller. Open Space und Akustik scheinen daher zunächst Gegenspieler zu sein. Doch die gute Nachricht ist: Mit den richtigen Maßnahmen lassen sich beide Welten vereinen.
Der Siegeszug der offenen Büros
In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Büroarchitektur stark verändert. Zellenbüros mit geschlossenen Türen wichen lichtdurchfluteten Großraumbüros, in denen ganze Abteilungen zusammenarbeiten. Unternehmen erhoffen sich davon:
- bessere Kommunikation und schnellere Abstimmungen,
- flexiblere Flächennutzung und weniger Leerstand,
- ein modernes Image gegenüber Kunden und Mitarbeitenden.
Open Space gilt damit als Sinnbild einer modernen Arbeitskultur, die Transparenz und Austausch betont.
Bild: Steelcase - Flex
Das akustische Dilemma
Wo viele Menschen gleichzeitig arbeiten, reden und telefonieren, steigt zwangsläufig der Geräuschpegel. Laut dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik liegt die durchschnittliche Lärmbelastung in Großraumbüros bei 60–65 dB – vergleichbar mit einem Staubsauger in Betrieb. Ab 55 dB jedoch sinkt nachweislich die Konzentrationsfähigkeit.
Die Folgen sind gravierend:
- Laut Leesman Index verlieren Mitarbeitende im Open Space bis zu 86 Minuten täglich durch Unterbrechungen.
- Die TU Darmstadt zeigte, dass sich die Fehlerquote bei kognitiven Aufgaben unter Lärm um bis zu 60 % erhöht.
- In Befragungen der WHO nannten über 40 % der Angestellten Lärm als größte Belastung im Büroalltag.
Das bedeutet: Ohne gezielte akustische Maßnahmen wird aus der „Kollaborationsmaschine“ Open Space schnell eine Quelle für Stress und Frustration.
Open Space vs. Akustik – ein scheinbarer Widerspruch
Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Offenheit, Transparenz und Austausch. Auf der anderen Seite das Bedürfnis nach Ruhe, Konzentration und Privatsphäre. Viele Unternehmen erleben diesen Konflikt täglich. Mitarbeitende schätzen die spontanen Gespräche, klagen aber gleichzeitig über fehlende Rückzugsmöglichkeiten.
Open Space und Akustik wirken daher wie Gegensätze – in Wahrheit sind sie zwei Seiten derselben Medaille. Erst die richtige Balance macht offene Büros erfolgreich.
Lösungen: So werden Open Spaces akustisch fit
Die gute Nachricht: Akustische Probleme im Open Space lassen sich gezielt lösen. Der Schlüssel liegt in einer Kombination verschiedener Maßnahmen.
Zonierung und Raum-in-Raum-Systeme
Offene Büros brauchen Struktur. Telefonboxen und Meeting-Pods bieten Rückzugsorte für vertrauliche Gespräche oder konzentriertes Arbeiten. Sie reduzieren Störungen und steigern die Privatsphäre.
Akustikpaneele und Deckenabsorber
Wand- und Deckenlösungen verkürzen Nachhallzeiten und verbessern die Sprachverständlichkeit. Moderne Akustikpaneele sind dabei nicht nur funktional, sondern auch gestalterisch wertvoll.
Mobile Stellwände und Möblierung
Flexible Stellwände oder Regalsysteme wirken wie akustische Filter. Zusammen mit gepolsterten Möbeln oder Teppichböden reduzieren sie Schallreflexionen.
Smarte Materialien
Immer mehr Hersteller setzen auf nachhaltige Akustiklösungen aus recycelten PET-Flaschen oder Naturfasern. Sie sind ökologisch und ästhetisch zugleich.
Best Practices aus Unternehmen
- Ein internationales IT-Unternehmen kombinierte Open Space Arbeitsplätze mit Akustikzonen aus Deckenabsorbern und Telefonboxen. Ergebnis: 25 % weniger gemeldete Störungen.
- Ein Schweizer Pharmaunternehmen setzte auf Mooswände und Akustikbilder. Mitarbeitende berichteten von besserer Konzentration und einem angenehmeren Raumklima.
- Ein Finanzdienstleister in Deutschland richtete Quiet Zones ein, die bewusst als stille Arbeitsbereiche gestaltet sind. Das Feedback war eindeutig: höhere Zufriedenheit und bessere Arbeitsqualität.
Tipps für die Planung von Open Space Büros
- Bedarfsanalyse durchführen: Welche Tätigkeiten dominieren – Teamarbeit, Telefonie oder konzentriertes Arbeiten?
- Akustik früh einplanen: Schon in der Bau- oder Umbauphase Maßnahmen berücksichtigen.
- Vielfalt anbieten: Kombinieren Sie offene Arbeitsbereiche mit Rückzugsorten.
- Design & Funktion verbinden: Akustikelemente können Gestaltungshighlights sein.
- Mitarbeitende einbeziehen: Wer die Akustik erlebt, kennt die Probleme am besten.
Bild: Assmann Büromöbel - Viteco
Zukunft: Open Space 2.0
Die Zukunft gehört hybriden Raumkonzepten. Büros müssen flexibel auf wechselnde Anforderungen reagieren: heute Projektarbeit im Team, morgen Videokonferenzen, übermorgen konzentrierte Einzelarbeit. Akustik wird dabei zum Schlüssel, der Open Space Büros erst wirklich zukunftsfähig macht.
Fazit
Open Space vs. Akustik – das ist kein unüberwindbarer Widerspruch, sondern eine Gestaltungsaufgabe. Offene Büros bieten enormes Potenzial für Kommunikation und Innovation, doch nur mit durchdachten Akustiklösungen entfalten sie ihre volle Stärke. Akustik und Open Space ergänzen sich: Gemeinsam schaffen sie Arbeitswelten, die sowohl offen und inspirierend als auch ruhig und fokussiert sind.